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Ökologischer Fußabdruck: Gebäude als Aktivposten in der CO2-Bilanz

In Sachen Klimaschutz kommt die Bau- und Gebäudewirtschaft nicht gut weg: Laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms macht der Sektor 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus. Damit ist für die Bau- und Gebäudebranche gemäß den im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Zielen noch „Luft nach oben“. Als Unternehmen der Branche ist es unsere Überzeugung, dass es mehr denn je gilt, zu handeln und nachhaltiges Bauen voranzutreiben. Auch Bauherren sind wichtige Mitgestalter der Entwicklung. Wie legen sie das Klimaschutzabkommen für ihr Unternehmen aus? Was bewirken Gebäude in Sachen ökologischer Fußabdruck und bei der CO2-Bilanz? Gibt es sinnvolle Lösungen, die auch ökonomisch Mehrwert schaffen?

Ein Klimaforscher erhielt Ende 2021 den Nobelpreis für Physik. „Das Pariser Abkommen wäre undenkbar ohne die Arbeit von Klaus Hasselmann“, sagte dessen Nachfolger am Hamburger Max-Planck-Institut als die Entscheidung des Nobel-Komitees bekanntgegeben wurde. Der Wissenschaftler entwickelte bereits im vergangenen Jahrhundert Methoden, um zu beweisen, dass die Erderwärmung tatsächlich durch die menschlichen Treibhausgas-Emissionen ausgelöst wird. Mit der Verleihung des Preises verband das Komitee einen Aufruf an die Politik zum entschiedenen Kampf für mehr Klimaschutz. Um dem Klimawandel zu begegnen und das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müssen Politiker, Wirtschaft und Verbraucher an einem Strang ziehen.

Als Generalplaner und Bauausführende planen, bauen und revitalisieren wir von Vollack nachhaltige, energieeffiziente Gebäude in den Bereichen Büro, Industrie und Gesundheit. Nachhaltige Architektur zu schaffen, ist uns ein Anliegen. Daher beschäftigt uns seit Langem die Frage, wieviel CO2 bei der Planung und dem Bau von Gebäuden maximal ausgestoßen werden darf, um das Zwei-Grad-Ziel zu schaffen. Wir haben die Antwort respektive den Zielwert gefunden.

Ökologisches Pro-Kopf-Budget

Zentral ist die Einigung der Staatengemeinschaft auf eine Obergrenze für die noch zu emittierende Gesamtmenge an Kohlendioxid (Globalbudget) aus fossilen Quellen, um gefährliche Klimaveränderungen zu vermeiden. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) schlägt daher für den Zeitraum von 2010 bis 2050 ein weltweites Budget von 750 Milliarden Tonnen CO2 vor. Damit ließe sich nach Einschätzung der Experten die Klimaerwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln auf zwei Grad Celsius begrenzen. Um den gewünschten Zielwert zu ermitteln, ist eine zweite Größe nötig: die Weltbevölkerung. Die UN nennt für das Jahr 2010 eine globale Bevölkerung von 6,96 Milliarden Menschen und eine Prognose von 9,74 Milliarden für 2050. Daraus ergibt sich ein Durchschnittswert von 8,35 Milliarden Menschen. Teilt man nun das globale CO2-Budget durch den Zeitraum von 40 Jahren und die durchschnittliche Weltbevölkerung ergibt sich ein CO2-Budget von 2,2 Tonnen pro Person und Jahr. Darin enthalten sind alle Bereiche des menschlichen Lebens – vom Wohnen über das Arbeiten und die Mobilität bis hin zum Konsum.

 

Ökologischer Fußabdruck: CO2-Budget für Bürogebäude

Um im nächsten Schritt das CO2-Budget zum Beispiel für Bürogebäude zu errechnen, gehen wir von einer weiteren Annahme aus: Demnach entfällt ein Achtel des jährlichen Kohlenstoffbudgets eines Menschen auf den Bereich Büro und Arbeiten.

Das bedeutet, dass von den genannten 2,2 Tonnen umgerechnet 0,28 Tonnen dem Bereich Büro und Arbeiten zuzurechnen sind. Bei einem Flächenbedarf von 15 Quadratmetern für einen Arbeitsplatz in einem Open Space Office ergibt sich ein jährliches Budget für Bürogebäude von 19 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter. Diesen Wert bezeichnen wir als unseren Zielwert. Konkret heißt das: Für die Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels müsste ein grober Orientierungswert von 19 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Jahr und Quadratmeter Bürofläche angestrebt werden.

Herstellkosten und Betriebskosten lassen sich auf Basis eines typischen Gebäude-Lifecycle in ein Drittel gegenüber zwei Dritteln aufteilen: Aufgrund unserer Erfahrung gehen wir also davon aus, dass ein Drittel dieses Wertes – 6,3 Kilogramm CO2 pro Jahr und Quadratmeter – für die Herstellung eines Gebäudes und zwei Drittel – 12,7 Kilogramm – für die Nutzung aufgewendet werden.

 

CO2-Bilanz: zwei Schritte voraus

Mit diesen beiden Werten ist Vollack dem seit 1. November 2020 geltenden Gebäudeenergiegesetz (GEG) – ein Teil des Klimaschutzplans, um die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor bis 2030 um 66 Prozent zu senken – gleich zwei Schritte voraus. Der erste Schritt: Das GEG legt lediglich einen Wert für die Nutzung von Gebäuden fest, berücksichtigt dabei aber nicht die Herstellung. Der zweite Schritt: Der GEG-Wert beträgt 37 Kilogramm CO2 pro Jahr und Quadratmeter. Zum Vergleich: Mit 19 Kilogramm für die Herstellung und Nutzung von Gebäuden liegt das Vollack Ziel deutlich darunter.

Wieviel CO2 darf bei Planung und Bau von Gebäuden maximal ausgestoßen werden, um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen? Vollack hat den Zielwert gefunden: 19 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Jahr und Quadratmeter Bürofläche.

Bausteine zur Zielerreichung

Um unser ambitioniertes Ziel zu erreichen, nutzen wir eine ganze Palette von Bausteinen. Am Anfang eines Projekts steht Building Information Modeling, kurz BIM. Dabei werden alle relevanten Gebäudedaten digital modelliert, erfasst und kombiniert. Zu diesen Daten gehören auch die CO2-Werte der verwendeten Baustoffe. Das BIM-Modell für ein Gebäude wird bereits in der ersten Planungsphase aufgebaut. So können wir von Anfang an sehen, welche CO2-Werte beispielsweise für Wände, Decken oder die Photovoltaikanlage anfallen.

Neben BIM gibt es weitere „Bausteine“, die entscheidend sind, wenn es um den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden geht:

  • Lean Construction (LEAN), also die kontinuierliche Verbesserung von Prozessen und das Eliminieren von Verschwendung
  • die Bauweise mit nachwachsenden Rohstoffen, zum Beispiel Holzbau
  • der energetische Standard eines Gebäudes, zum Beispiel ein Passivhaus
  • die Nutzung regenerativer Energien, zum Beispiel Photovoltaik
  • eine Gebäudeautomation, die auf einen verbrauchsoptimierten Betrieb hin ausgerichtet ist.

Projekt Solarparc: Zwei-Grad-Ziel unterschritten

Mehrere energieeffiziente Gebäude und zertifizierte Passivhäuser, die Vollack seit Jahren geplant und errichtet hat, unterstreichen, wie wir gemeinsam mit unseren Kunden nachhaltig in die Zukunft denken. Ein aktuelles Beispiel ist das Bürogebäude, das wir für den Dienstleister für regenerative Kraftwerkswirtschaft Solarparc in Alfter bei Bonn realisieren. Das Zusammenwirken der genannten Bausteine führt dazu, dass hier ein Neubau entsteht, der in seiner Herstellung vollkommen klimaneutral und in der Nutzungsphase klimaverträglich ist – und damit kompatibel mit dem Zwei-Grad-Ziel. Dafür sorgen im konkreten Fall die Anwendung von BIM und LEAN, die Holzmassivbauweise, der KfW 55-Standard, die LED-Beleuchtung, eine Photovoltaikanlage und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die die Umgebungsluft als Wärmequelle nutzt, um das Gebäude zu heizen.

Beispiel Solarparc: Der energieeffiziente Neubau in massiver Holzbauweise ist in seiner Herstellung vollkommen klimaneutral und wird in der Nutzungsphase klimaverträglich sein – und damit kompatibel mit dem Zwei-Grad-Ziel.

Was bedeutet dies konkret in Zahlen? 5,6 Kilogramm CO2 pro Jahr und Quadratmeter, die für die Herstellung anfallen, werden neutralisiert. Da die für den Bau eingesetzten Holzteile CO2 speichern, substituieren sie das CO2, das beispielsweise bei der Herstellung von Stahlbeton, Glas und der Photovoltaikanlage freigesetzt wird. Die CO2-Bilanz für die Nutzung wird pro Jahr bei 18 Kilogramm liegen. Das bedeutet, dass wir mit diesem Wert unser selbstgesetztes Ziel sogar unterschreiten werden.

Fazit

 

Bis zur Klimaneutralität ist es noch ein weiter Weg. Doch das ausgeführte Beispiel zeigt für uns und unsere Kunden, was heute schon machbar ist. Schon heute können wir für unsere Bauherren so klimaverträglich planen und bauen, dass sie das Zwei-Grad-Ziel mit ihrer Immobilie erreichen. So viel Mehrwert spornt an: Für uns bedeutet das, weiterzumachen und nicht nachzulassen, um dazu beizutragen, einen weltweiten Klimakollaps um jeden Preis zu verhindern. Für unsere Kunden werden Werte aufgezeigt, die Ihnen helfen, ihre Immobilien als Aktivposten in der CO2-Bilanz zu erkennen und diese in Sachen ökologischer Fußabdruck positiv zu beeinflussen. Ganz abgesehen vom Wert dieser Gebäude als sinnstiftende und produktivitätsfördernde Arbeitswelten. Gerade auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsdebatte gewinnen Gebäude im wahrsten Sinn eine neue Dimension.

Ansprechpartner:
Dirk Baumbach

Leiter Immobilien und Nachhaltigkeit
Müller - Die lila Logistik Service GmbH
Architekt
DGNB ESG-Manager
DGNB Auditor
Fon + 49 7143 810 33153
dirk.baumbach@lila-logistik.com

 

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Solarparc

Ausgezeichnete CO2-Bilanz.

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