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Robust durch das Jahr:

Was macht Familienunternehmen zukunftsfähig?

„Das einzig Beständige ist der Wandel“ – wenn dieser Satz nicht unsere derzeitige Situation umschreibt, welcher dann? Eine Krise jagt die andere: Es ist schon schwer, all die Herausforderungen aufzuzählen, die uns derzeit beschäftigen. Irgendwie beschleicht einen das Gefühl, das New Normal heißt Krise, Veränderungsbereitschaft und Resilienz. Doch Krisen bedeuten auch Chancen. Um sich krisenfest zu machen, sind Familienunternehmen gefordert, ihre Zukunftsfähigkeit zu überprüfen.

Was können wir vom neuen Jahr erwarten? Hier sind einige Überlegungen aus meiner ganz persönlichen Sicht als langjähriger Berater und Begleiter erfolgreicher Familienunternehmen: Ich gehe davon aus, dass der Ukrainekrieg noch länger andauern und uns die damit verbundene Energiekrise das gesamte Jahr 2023 beschäftigen wird. Energieintensive Unternehmen können sich darauf einstellen: So billig wie vor der Krise wird Energie nie mehr zu haben sein

Energiekosten bleiben ein drängendes Thema – auch für Familienunternehmen. Bildquelle: Lari Bat

Energiekosten bleiben ein drängendes Thema – auch für Familienunternehmen. Bildquelle: Lari Bat

Der Druck auf die Rohstoffpreise wird etwas nachlassen, generell werden die Lieferketten wieder etwas stabiler sein. Trotzdem bleibt die Versorgung mit Rohmaterialien kritisch und die Preise werden unter Umständen weiter steigen. Auch bei den Frachtraten erwarte ich einen weiteren Rückgang. Dennoch wird das Thema Lieferfähigkeit eine Schlüsselkompetenz für erfolgreiche Familienunternehmen sein müssen.

Optimale Lieferprozesse sind in modernen Betrieben unerlässlich. Bildquelle: xavierarnau

Optimale Lieferprozesse sind in modernen Betrieben unerlässlich. Bildquelle: xavierarnau

Bei den Löhnen müssen Unternehmen Anpassungen vornehmen. Der Treiber sind die gestiegenen Kosten und eine seit Jahren schwelende Situation: Aufgrund relativ hoher Inflationsraten und geringer Lohnsteigerungen haben die Deutschen und die Europäer heute weniger Geld im Portemonnaie als noch im Jahr 2000. Die Inflation und die damit notwendigen Preisanpassungen gehören zur Tagesordnung – auch im Jahr 2023. Von der Europäischen Zentralbank erwarte ich weitere Zinsschritte, sodass auch die Kreditkosten ansteigen werden, wenn auch nicht sehr stark.

Digitalisierung von Kauf- und Handelsprozessen

Die Digitalisierung schreitet weiter voran, E-Commerce zum Beispiel wird aus meiner Sicht deutlich zulegen. Der Kunde von morgen will einkaufen, was er will, wann er will und über welchen Kanal er will. Die zunehmende Bedeutung der Marktplätze, Plattformen und Ökosysteme wird sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Zugleich werden viele Verbraucher trotz Lohnerhöhungen aufgrund gestiegener Kosten noch bewusster einkaufen (müssen). Kauf, Verkauf, Prozesse und Handel werden noch digitaler, mobiler und verlaufen 24/7. Diese Entwicklung betrifft nicht nur privates Shopping. Kauf- und Handelsprozesse werden sich auch im Business entsprechend verändern.

Was wird das Verhalten der Konsumenten und damit auch das Handeln von Familienunternehmen beeinflussen? Hier hilft vielleicht der 4C-Ansatz. Die vier C‘s stehen für

 

  • Climate (Nachhaltigkeit, Klimawandel)
  • Corona (Pandemie, Lockdowns)
  • Conflict (Ukrainekrieg, Sorge um Taiwan)
  • Costs (explodierende Energiekosten, steigende Lebensmittelpreise)

 

Das Dauerthema der vergangenen drei Jahre, die Covid-19-Pandemie, wird nach meiner Einschätzung gegenüber den anderen Themen an Bedeutung verlieren. Bleiben und greifen wird, was es als Verstärker bewirkt hat: die Veränderung der Arbeitswelt. Auch wenn Mitarbeitende wieder mehr ins Büro kommen oder der Arbeitsplatz in der Firma ohnehin unabdingbar ist wie im Labor – ein Zurück zur Zeit vor Corona wird es nicht geben. Die Arbeitswelt hatte sich schon vor der Pandemie verändert. Die Veränderung hat durch den krisenhaften Eingriff der Pandemie aber erheblich an Dynamik zugenommen. Wir müssen verstehen, dass New Work eben „new“ ist und die entsprechenden zukunftsfähigen Bedingungen benötigt. Dabei denke ich an Mobilität und Infrastruktur, an Technik und auch an Gebäude. Menschen leben und arbeiten auf Flächen und in Räumen. Diese gestaltete Umwelt muss die Lebenswelt idealtypisch abbilden und sogar fördern.

Arbeitswelt, die beflügelt: Gebäude sind im New Work in vielfacher Hinsicht ein Asset. Bildquelle: Jacob Lund

Arbeitswelt, die beflügelt: Gebäude sind im New Work in vielfacher Hinsicht ein Asset. Bildquelle: Jacob Lund

Fakt ist: Wir leben in einem New Economic Environment. Nicht überraschend ist deshalb, dass das Wort „Zeitenwende“ 2022 zum Wort des Jahres gewählt worden ist.

Das richtige Mindset für den Erfolg

Wie verhält man sich nun in einer solchen Situation, in einer Zeit schneller Veränderungen, die Unsicherheit, aber auch Optionen birgt, einer Zeit steigender Komplexität und des Verlusts der Eindeutigkeit? Zunächst einmal ist wichtig: Bangemachen gilt nicht. Das Mindset von Gewinnern zeigt sich ganz besonders in einer Krise. Unternehmer und Menschen in der Führung müssen Mut machen, Ermutiger sein, ihren Mitarbeitenden auch durchaus berechtigte Ängste nehmen. Sie brauchen den Mut, vorwärtszugehen, klare Entscheidungen zu treffen und vorausschauend zu handeln. Und wenn sie klare Werte haben, fallen ihnen diese Entscheidungen auch leicht. Mehr denn je ist wertebasiertes Handeln, ist Sinnstiftung gefragt und erforderlich. Jede Krise ist auch eine Chance. Wenn manche Branchen ein stark rezessives Umfeld erleben, spüren andere Aufwind und Entwicklungspotenzial.

Gut sind die Familienunternehmen vorbereitet, die eine entsprechende, den Risiken angemessene Eigenkapitalquote aufweisen und die ihr Geschäftsmodell vorausschauend betrachten: Stimmen alle Rahmenbedingungen noch, auch für die Zukunft? Und – vielleicht die wichtigste Frage – bietet das Unternehmen die nötige Sogwirkung für geeignete Menschen und Mitarbeitende?

Fazit: 2023 – für Familienunternehmen ein Jahr der Chancen

Wenn die fundamentalen Daten im Unternehmen – Netto-Cash-Flow, freie Liquidität, gute Profitabilität, professionelles Risikomanagement, eine robuste Strategie mit dem entsprechenden Geschäftsmodell und mit einer gesunden Unternehmenskultur – mit dem richtigen Mindset zusammenkommen, dann wird auch 2023 ein Jahr voller Perspektiven werden. Doch wie überprüfe ich als Familienunternehmen meine Zukunftsfähigkeit? Professor Werner Gleißner und ich haben uns darüber intensiv Gedanken gemacht und den „Q-Score“ entwickelt. Vielleicht eine anregende Fortsetzungslektüre zu diesem Blogbeitrag. Sie finden weitere Informationen unter www.qscore-institut.com.

Alles Gute für 2023: erfolgreiche Geschäfte und die Freude, Menschen bei ihrer Arbeit Sinn aufzeigen zu können!

Unser Gastautor:


Arnold Weissman ist Professor für Unternehmensführung an der Hochschule Regensburg und als Dozent an der Zeppelin University in Friedrichshafen und der Boston Business School tätig. Er leitet das Kompetenzcenter Strategie an der Zürich International Business School sowie das Kompetenzcenter Strategie im Rahmen des St. Galler Managementprogramms. Die Vollack Gruppe begleitet Professor Weissman als Vorsitzender des Beirats.

Der erfahrene Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmensberater ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur Strategieentwicklung, Managementtheorie und Unternehmensführung und zählt zu den gefragten Erfolgsstrategen für international ausgerichtete, inhaber- und familiengeführte Unternehmen. Bekannt wurde er durch seinen strategischen Ansatz der „10 Stufen zum Erfolg“, dem heutigen „System Weissman“, speziell konzipiert für Familienunternehmen mit ihren spezifischen Herausforderungen. Er ist Gründer des renommierten Beratungs- und Trainingsunternehmens Weissman & Cie. und Jurymitglied bei „Top 100“, einer Auszeichnung für die innovativsten Unternehmen im Mittelstand.

Kontaktieren Sie Professor Arnold Weissman über LinkedIn.

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