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Nachhaltige Gebäude: 
Sichere Entscheidungen mit BIM – auch im Corporate Real Estate Management (CREM)

Wann ist ein Gebäude nachhaltig? Ist ein Holz-Passivhaus mit Wärmedämmverbundsystem ökologisch sinnvoller als ein monolithisches Low-Tech-Gebäude? Oder geht es nicht viel mehr darum, überhaupt etwas zu tun? Die Diskussionen darüber laufen seit Jahrzehnten. Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Gebäude gilt es, möglichst alle Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – zu berücksichtigen und vor allem den gesamten Lebenszyklus im Blick zu haben. Für Bauherren, Betreiber von Immobilien und das CREM bedeutet dies, eine komplexe Faktenlage zu durchdringen und weitreichende Entscheidungen zu treffen. Die Digitalisierung, genauer gesagt BIM, kann dabei helfen.

Nachhaltigkeit bei Gebäuden bedeutet mehr als Energieeffizienz und CO2-Reduktion. Zu einer möglichst ganzheitlichen Sichtweise gehören ebenfalls die Vermeidung von CO2 mit Blick auf die entstehende Graue Energie, der Einsatz nachwachsender Rohstoffe, die Lebenszyklusbetrachtung und die Rückbaubarkeit. Auch Kriterien wie die Arbeitsplatzqualität, der bewusste Umgang mit Wasser und Regenwasser sowie der Erhalt der Artenvielfalt, um nur einige Aspekte zu nennen, spielen eine Rolle.

Aus dem Facility Management (FM) kommen wesentliche Faktoren hinzu, die Entscheidungen aus Nachhaltigkeitssicht beeinflussen. So unterscheiden sich beispielsweise der notwendige Pflege- und Instandhaltungsaufwand von Immobilien deutlich je nach Art der verbauten Materialien. Ein Fliesen- oder Parkettboden ist einfacher sauber zu halten als ein Teppichboden, der sich wiederum positiv auf die Raumakustik und damit auf die Arbeitsplatzqualität auswirkt. Oder nehmen wir eine Vorhangfassade. Sie ist zwar teurer in der Errichtung, aber wartungsärmer und sortenrein rückbaubar. Zudem erzeugt sie weniger unverwertbare Abfälle als beispielsweise eine Fassade mit Wärmedämmverbundsystem. Der Bereich des regenerativen Erzeugens und Speicherns von Wärme und Kälte wird immer komplexer und erfordert andere Arten der Gebäudesteuerung. Frühere Anlagen konnten von den Hausmeistern selbst geregelt werden. Heute geschieht dies im Idealfall mittels einer automatisierten, liegenschaftsübergreifenden Gebäudeautomationsplattform. Sie ermöglicht es, alles Notwendige aus der Ferne zu steuern.

Für Bauherren, Betreiber von Immobilien und das CREM ist die Materialauswahl zukunftsweisend.

Auch die Materialauswahl ist zukunftsweisend.

BIM als Nachhaltigkeitstreiber

Die Digitalisierung bietet beim Planen und Bauen, aber auch in der Bewirtschaftung von Gebäuden erstaunliche Möglichkeiten. Die Palette reicht von der Energieeffizienzsteigerung und der energetischen Optimierung der Gebäudesteuerung über die Abrechnung von Energieverbräuchen bis hin zur wirtschaftlichen und abfalloptimierten bedarfsgesteuerten Wartung. Bauherren, Betreiber von Immobilien und das CREM können davon profitieren.

Aber ganz gleich ob Bauherr oder Gebäudebetreiber – zukunftsfähige, weitreichende Entscheidungen zu treffen, wird zunehmend schwieriger. Zudem mit dem Wissen, dass Entscheidungen, die wir heute treffen, für viele Jahrzehnte nachwirken und letztlich das globale Klima beeinflussen können. Building Information Modeling, kurz BIM, als Teil der Digitalisierung ist ein essenzielles Werkzeug, um diese Entscheidungen Stück für Stück herunterzubrechen und begreifbar zu machen.

Bei der Konzeption und Planung von Gebäuden oder Umbauten ist BIM inzwischen weit verbreitet und fast schon etabliert. Dabei sind die Anwendungsfälle der digitalen Modelle längst über die ursprünglichen Aspekte wie Mengen und Kosten, Terminplanung und Ausschreibungsgrundlage hinausgewachsen. Zu einem sehr frühen Zeitpunkt modellbasierte Vergleiche wie den CO2-Fußabdruck einer Bauweise aus Stahlbeton, Massivholz, Holz-Leichtbau oder Holzhybrid anstellen zu können, eröffnet ganz neue Chancen. Die Nutzung im technischen und infrastrukturellen FM und im CREM als sogenanntes „Building Information Management“ steckt eher noch in den Kinderschuhen.

BIM im Gebäudebetrieb hat eine Schlüsselfunktion – das erkennen viele Unternehmen mit CREM-Abteilungen.

Den Gebäudebetrieb frühzeitig berücksichtigen.

BIM in Gebäudebetrieb und CREM


Die Erfahrung zeigt, dass zwischen den Prozessen des Planens und Bauens und den Betriebsprozessen eines Gebäudes ein massiver Bruch besteht. Konkret bedeutet das, dass rund 80 Prozent im Lebenszyklus eines Gebäudes außer Acht gelassen werden. Dabei sollte das BIM-Modell eines Gebäudes die Kommunikationsgrundlage für alle Beteiligten sein – vom Bauherrn über den Architekten und Fachplaner bis hin zum Bauunternehmer und dem Facility Manager. Betreiber und Facility Manager sitzen bisher allerdings nur selten „am BIM-Tisch“.

EnBW Real Estate arbeitet aktuell intensiv an der Entwicklung einer Auftraggeber-Informations-Anforderung (AIA) mit Blick auf den Gebäudebetrieb. Mit diesem „Fahrplan“ wird es uns gelingen, As-built-Modelle – also solche, die den Ist-Zustand des Bauwerks nach seiner Errichtung abbilden – künftig auch für die Planung und Durchführung von Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten, das Energiemanagement mit Gebäudeautomation und viele weitere Anwendungen mehr zu nutzen. BIM im Gebäudebetrieb einzusetzen, hat für uns eine Schlüsselfunktion. Auch von anderen Unternehmen mit eigenen CREM-Abteilungen wird BIM im Gebäudebetrieb als entscheidendes Zukunftsthema erkannt und mit großem Engagement weiterentwickelt. Kooperationen und Pilotprojekte mit Softwareanbietern, um die notwendigen Prozesse und Anwendungen gemeinsam zu entwickeln, wurden bereits gestartet.

Fazit

BIM im Sinne des Building Information Modeling benötigte viele Jahre, bis es sich endgültig etabliert hatte. Diesen Weg der Entwicklung und der abschließenden Etablierung hat BIM als Building Information Management noch vor sich. Nichtsdestotrotz wird es einen großen Einfluss auf die vor uns liegenden ökonomischen, ökologischen und soziokulturellen Nachhaltigkeitsherausforderungen haben und Entscheidungen erleichtern, die in diesem Zusammenhang auf Bauherren, Betreiber und das CREM zukommen. Es wird erneut ein Umdenken und einen Veränderungsprozess auslösen, wie wir zukünftig Gebäude nicht nur kollaborativ planen und bauen, sondern auch betreiben. Um das ambitionierte Ziel der Bundesregierung eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2045 zu erreichen, ist dies dringend notwendig. Diskussionen darüber, ob oder ab wann ein Gebäude nachhaltig ist, gehören damit hoffentlich bald der Vergangenheit an. Um es ganz klar zu sagen: Nachhaltigkeit ist Zukunftssicherheit – ohne Nachhaltigkeit gibt es keine Zukunft.

Weitere interessante Aspekte beleuchtet das Buch „BIM und Nachhaltigkeit in Forschung, Technologie und Praxis“.

Unser Gastautor:

Ingo Höffle arbeitete nach seinem Architekturstudium in Kaiserslautern und Kingston upon Hull (UK) viele Jahre in den Bereichen hochenergetische Gebäudesanierung und Passivhausneubau. Heute ist er für die Nachhaltigkeit und Klimaneutralität bei der EnBW Real Estate GmbH, einer Gesellschaft der EnBW Energie Baden-Württemberg AG verantwortlich. Darüber hinaus hat er einen Lehrauftrag für nachhaltiges Bauen an der Hochschule Karlsruhe inne.

Die EnBW Real Estate GmbH, ein Unternehmen des CREM, konzipiert, realisiert und betreibt Gebäude und Liegenschaften für Gesellschaften des Konzerns. Das Bewusstsein für Klimarelevanz ist hoch, denn das Kerngeschäft von EnBW besteht in der Energieerzeugung und -verteilung. Als börsennotiertes Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Karlsruhe ist EnBW, gemessen am Umsatz, nach Uniper und E.ON das drittgrößte Energieunternehmen Deutschlands.

Kontaktieren Sie Ingo Höffle via LinkedIn.

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