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In den Himmel bauen:
Erlebt das Hochhaus eine Renaissance?

Menschen, die an ein Hochhaus denken, haben womöglich zwei unterschiedliche Bilder vor Augen. Den einen kommen Bausünden aus den 1960er- und 70er-Jahren in den Sinn, von denen heute der Beton bröckelt. Die anderen denken an Wahrzeichen wie das Empire State Building, den Frankfurter Messeturm und den Burj Kalifa. Für die Großstädte New York, Frankfurt am Main und Dubai sind sie gleichermaßen stadtbildprägend und identitätsstiftend. Angesichts der Wohnungsnot, der explodierenden Mieten und des knappen Baulands in vielen deutschen Städten müssen sich Politiker, Planerinnen und Architekten intensiv mit der Option befassen, in die Höhe zu bauen. Aktuelle Leuchtturmprojekte vom Norden bis in den Süden der Republik gibt es zahlreich. Ist das Hochhaus das Gebäude der Zukunft?

Baurechtlich gesehen gilt ein Gebäude gemäß der deutschen Landesbauordnungen dann als Hochhaus, wenn der Fußboden eines Aufenthaltsraums mindestens 22 Meter über der festgelegten Geländeoberfläche liegt. Besonders hohe Hochhäuser – üblicherweise ab einer Höhe von 150 Metern – gelten als Wolkenkratzer. Die einzige deutsche Großstadt mit einer weithin sichtbaren Skyline ist Frankfurt am Main. So kam die Stadt auch zu ihrem Spitznamen: Mainhattan. Dort entsprechen 19 Bauwerke der Festlegung und sind höher als 150 Meter. 259 Meter ragt das Commerzbank-Hochhaus gen Himmel und ist damit Deutschlands höchster Wolkenkratzer. In der Mainmetropole sprießen die Türme gefühlt wie Pilze aus dem Boden und die Stadt ist stolz auf ihre markante Silhouette. In anderen boomenden deutschen Großstädten wird über das vertikale Planen und Bauen eifrig diskutiert. So will man in München das traditionelle Stadtbild bewahren und gleichzeitig zeitgemäßes Bauen fördern. Die Haltung der bayerischen Landeshauptstadt lautet: Offen sein, aber Hochhäuser um jeden Preis sollte es nicht geben. Entsprechend ist in der Münchner Hochhausstudie aus dem Jahr 2023 zu lesen: „Hochhausentwicklungen sind in München nur an geeigneten Standorten und unter Erfüllung hoher gestalterischer, ökologischer und gesellschaftlicher Qualität möglich.“ Auch die Fächerstadt Karlsruhe, Sitz der Vollack Gruppe, setzt sich intensiv mit dem vertikalen Bauen auseinander. In ihrem Höhenentwicklungskonzept heißt es: „Wenn das Wachstum in die Fläche gestoppt wird, innerstädtische Frei- und Grünflächen nicht überbaut werden sollen, aber gleichzeitig die steigenden Miet- und Wohnungskosten nicht akzeptiert werden, bleibt in der Konsequenz nur eine Entwicklung in der dritten Dimension.“ Dabei fordern die Verantwortlichen auch hier einen Mehrwert durch die Stadtentwicklung in die Höhe, der unter anderem in der Bereitstellung von zusätzlichem Wohnraum, einer Verdichtung an Stellen mit guter ÖPNV-Anbindung oder der Betonung eines Stadteingangs liegen kann.

Hochhaus: Flächen effizient nutzen

Ist angesichts von Wohnungsmangel, steigenden Mieten und hohen Grundstückspreisen in deutschen Städten eine Zurückhaltung gegenüber Hochhäusern überhaupt angemessen? Einfamilienhäuser jedenfalls sind in den vergangenen Jahren heftig in die Kritik geraten, weil sie viel Fläche und Energie verbrauchen. Doch auf den ersten Blick scheinen auch Hochhäuser nicht besonders klimafreundlich zu sein: bei Bau und Unterhalt wird reichlich CO2 freigesetzt. Ganzheitlich betrachtet, so sagen Experten, sei das Hochhaus, in dem viele Menschen leben, jedoch umweltfreundlicher als ein Einfamilienhaus. Es bietet auf gleichem Raum mehr Platz für Wohnungen, aber auch für Büros, Praxen, Läden und Gastronomie. Idealerweise leben Menschen, wo sie arbeiten, pendeln weniger und reduzieren in der Folge ihren ökologischen Fußabdruck.

Strahlkraft: „Stuttgarter Tor“ in Reutlingen

Die Idee, in der Innenstadt zu wohnen und – idealerweise ohne Verlassen des Hauses – zu arbeiten, lag auch dem 2019 fertiggestellten Hochhaus „Stuttgarter Tor“ in Reutlingen zugrunde. Ziel der Planung war, gewerbliche Nutzfläche und weiteren Wohnraum in altstadtnaher Lage zu entwickeln. Mit fast 70 Metern und 16 Etagen bildete das Gebäude mit seiner Fassade aus hellem Kalksandstein den architektonischen Auftakt zur Entwicklung der City Nord. Auf circa 10.000 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche entstanden Wohn-, Gewerbe- und Gastronomieeinheiten. Durch seine zentrale Lage gegenüber dem Hauptbahnhof verfügt das Gebäude über eine ideale Infrastrukturanbindung und ausreichend Parkplätze in einer zweigeschossigen Tiefgarage. Vollack, Spezialisten für Generalplanung und Objektsteuerung, arbeiteten bei diesem Projekt für die Schöller SI Gruppe. Der Name „Stuttgarter Tor“ kommt übrigens nicht von ungefähr. Damit wurde neben dem Tübinger Tor, dem Garten Tor und dem Alb Tor das vierte Reutlinger Altstadttor wieder zum Leben erweckt.

Das Hochhaus „Stuttgarter Tor“ bietet auf 70 Metern Höhe und 16 Etagen unterschiedliche Nutzungskonzepte.

Altstadtnah: Das Hochhaus „Stuttgarter Tor“ vereint Wohn-, Gewerbe- und Gastronomieeinheiten auf 16 Etagen.

Nachhaltig: Atemberaubende Architektur allein genügt nicht

Unbestritten müssen Wohn- und Bürotürme schon heute und in Zukunft nachhaltig sein. Dafür gibt es in Deutschlands Hochhaus-Stadt Frankfurt schon Beispiele. So ist der 190 Meter hohe Wolkenkratzer ONE by CA Immo, der Hotel und Büroflächen bietet, in vielfacher Hinsicht außergewöhnlich: das erste Hochhaus in Deutschland, das die Auszeichnung Wired Score Platinum erhalten hat und zudem bereits mit einem Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), ebenfalls in Platin, in die Fertigstellung ging. Fachleute der Stahlbau-Einheit von Vollack arbeiteten an diesem Projekt mit.

Klimafreundlich: nachwachsende Rohstoffe, grüne Fassaden

Immer mehr Hochhäuser werden sogar aus klimafreundlichem Material gebaut. Holzhybrid-Hochhäuser – nur das Tragwerk besteht aus Beton und Stahl – erleben derzeit einen Boom und der Wettstreit um das höchste Holzhochhaus ist längst in vollem Gange. In der niederländischen Stadt Rotterdam beweisen Architekten aktuell, dass es auch ohne Beton geht. Das Haupttragwerk des Hochhauses „SAWA“ im Rotterdamer Hafen besteht zu mehr als 90 Prozent aus Holz und gilt als revolutionäres Gebäude sowie als Beispiel für kreislauffähige Architektur. Zunehmend werden außerdem die Fassaden und Dächer von Hochhäusern begrünt. Ein Paradebeispiel für nachhaltigen, städtischen Wohnungsbau sind die zwei Wohntürme, die den „Bosco Verticale“, den vertikalen Wald, im Mailänder Stadtviertel Porta Nuova bilden. Mehrere hundert verschieden große Bäume, tausende von Stauden, Sträucher und Bodendecker entsprechen etwa 30.000 Quadratmeter Wald und Unterholz. Sie verbessern das städtische Mikroklima und haben zudem einen positiven Effekt auf das Klima in den mehr als hundert Wohnungen.

Revitalisierung: den Bestand umbauen

Eine andere Art der Ressourcenschonung in der Vertikalen ist der Erhalt bestehender Hochhäuser. Anstatt abzureißen, bietet die Revitalisierung äußerst sinnvoll die Möglichkeit einer Bestandoptimierung. Ein Umdenken hat also bereits stattgefunden. Als Spezialist für die methodische Planung, den Bau sowie für die Revitalisierung nachhaltiger, energieeffizienter Gebäude in den Bereichen Büro, Industrie und Gesundheit ist für uns die „Wiederbelebung“ von Gebäuden eine seit Jahrzehnten erfolgreich praktizierte Option. Ein ausgezeichnetes Projekt ist zum Beispiel das revitalisierte Hauptgebäude der Stadtwerke Karlsruhe. In dem Verwaltungssitz aus den 1970er-Jahren befinden sich heute auf 15.000 Quadratmetern rund 530 zukunftsweisende Arbeitsplätze, ein neuer Kundenbereich, ein Sitzungssaal und ein Betriebsrestaurant. Die DGNB hat das Gebäude mit dem Zertifikat in Gold ausgezeichnet.

Hochhaus revitalisieren statt abreißen – die Stadtwerke Karlsruhe profitieren heute von einer energieeffizienten, nachhaltigen Arbeitswelt.

Revitalisiert und ausgezeichnet: Das Hauptgebäude der Stadtwerke Karlsruhe aus den 1970er-Jahren ist heute energetisch auf dem neusten Stand und erhielt das Zertifikat in Gold der DGNB.

Fazit: Die Auseinandersetzung mit dem Thema Hochhaus bleibt relevant

Hochhäuser sorgen seit Jahrzehnten für hitzige Debatten. Im Hinblick auf den Wohnraummangel in den Städten und den nicht mehr vorhandenen Grundstücken in Kombination mit der unbedingten Notwendigkeit, die gesetzten Klimaziele zu erreichen, kommen auch Skeptiker nicht darum herum, sich in den kommenden Jahren intensiv mit dem Bau und der Revitalisierung von Hochhäusern zu beschäftigen. Gefragt sind innovative, nachhaltige Konzepte von Gebäuden, welche die Höhe nutzen, in hoher gestalterischer Qualität. Das Hochhaus der Zukunft muss zudem noch stärker als bisher unterschiedliche Nutzungskonzepte miteinander verbinden. Leuchtturmprojekte wie die Markthalle in Rotterdam zeigen, wohin der Weg gehen kann. Die Politik kann durch Änderungen der Landesbauordnungen weitere Impulse geben und zum Beispiel, dort wo sie sinnvoll erscheinen, Aufstockungen in Innenstädten erleichtern. Wir bei Vollack werden die Entwicklungen verfolgen und unsere Kompetenz beim Entwickeln, Planen und Bauen oder Revitalisieren zukunftsweisender Gebäudelösungen aktiv einbringen.

Ansprechpartner:

Carsten Kipper

Partner + Geschäftsführer Vollack Karlsruhe
Fon +49 721 4768262
ckipper@vollack.de

 

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