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Lager neu denken:
Mehr als ein Aufbewahrungsort

Riesengroß, fensterlose Wände und ohne architektonischen Anspruch – Lager sind meist funktionale Zweckbauten, in denen Güter für eine spätere Verwendung bevorratet werden. Doch ein Lager muss nicht so aussehen. Auch aus der Überzeugung „form follows function“ kann etwas Ästhetisches erwachsen. Das 2021 eröffnete Kunstdepot in Rotterdam zum Beispiel präsentiert sich als architektonisches Meisterwerk. In der fast 40 Meter hohen Halbkugel mit schillernder Spiegelfassade lagern rund 150.000 Kunstwerke des benachbarten Museums Boijmans Van Beuningen. Verdient Kunst „bessere“, also aufmerksamkeitsstärkere und ästhetischere Architektur als industrielle Waren wie chemische Substanzen oder Werkzeugteile? Ist es nicht gerade auch aus städteplanerischer Sicht an der Zeit, Lager neu zu denken?

Ein weiteres Beispiel für interessante Lagerarchitektur ist das Schaulager in Münchenstein bei Basel. Hier werden Werke bildender Kunst aufbewahrt, die gerade nicht im Kunstmuseum und im Museum für Gegenwartskunst der Stadt Basel präsentiert werden. „Das Schaulager unterstreicht, dass Kunstwerke hinter den Kulissen ein eigenes Leben führen und auch für andere Zwecke als Ausstellungen im Museum nutzbar sind“, heißt es in einer Presseinformation. Anders als beim Rotterdamer Depot, dem ersten öffentlich zugänglichen und zentral gelegenen Kunstspeicher der Welt, ist das Schaulager nicht für das Publikum zugänglich. Die Werke sind Kuratoren, Forschenden, Künstlern und Studierenden vorbehalten, die mit der Sammlung arbeiten möchten. Liegt es also an dem Inhalt des Lagers, was man daraus machen kann? Im Gegensatz zu einem Matisse oder Beuys führen Maschinenteile oder Stoffballen hinter den Kulissen kein aufregendes Doppelleben. Die berühmten Meisterwerke der Kunst sind millionenschwer, was sich von den meisten Lagergütern ebenfalls nicht behaupten lässt.

Wir als Experten für die Planung, den Bau und die Revitalisierung von Gewerbeimmobilien, darunter auch zahlreiche Lager, finden es faszinierend und inspirierend zugleich, wie es den Schöpfern der Gebäude in den Niederlanden und in der Schweiz gelingt, das Lagern als Erlebnis zu inszenieren. Besucher bekommen die Gelegenheit, sich durch das Lager zu bewegen und die „Schätze“ zu betrachten. Gleichzeitig sind sie Arbeitsort und maßgeschneiderte Klimahülle. Das „Erleben“ wird in Rotterdam noch durch ein Restaurant und einen Dachgarten aufgewertet. Von außen sind die Kunstlager bewusst gestaltet und – anders als die meisten zigtausend Quadratmeter großen Lagerhallen an Autobahnen und in Gewerbegebieten – über ihre Geschossigkeit im Flächenverbrauch minimiert.

Lager der anderen Art: Im „Depot“ in Rotterdam können mehr als 150.000 Museumswerke besichtigt werden.

Lager als Erlebnisort: Hinter der Spiegelfassade des „Depots“ befinden sich rund 150.000 eingelagerte Museumswerke – Publikumsverkehr willkommen.

Lager: Räume individuell planen und optimal nutzen

Lager im gewerblichen Bereich werden üblicherweise auf das Thema Kosten reduziert. An Orten, wo Güter aufbewahrt werden, geht es in erster Linie um Wirtschaftlichkeit: Ein einzelnes Lagergut soll für möglichst wenig Geld räumlich optimiert auf einer wettergeschützten Fläche trocken und richtig temperiert untergebracht werden. Auf den ersten Blick klingt das nach einer planerischen und baulichen 08/15-Lösung. Dass dem nicht so ist, beweisen zahlreiche Projekte, die Vollack für seine Kunden in den vergangenen Jahren erfolgreich realisiert hat. Bei einem Lagergebäude bestehen beispielsweise hohe Anforderungen an einen absolut zuverlässigen Brandschutz. So haben wir für den internationalen Hersteller von Schmierstoffen Fuchs Lubritech, heute FUCHS LUBRICANTS, in Kaiserslautern ein sauerstoffreduziertes Hochregallager realisiert – damals das erste dieser Art in Deutschland. Dabei wird der Sauerstoffgehalt der Luft im Raum reduziert, um einem Brandausbruch vorzubeugen. Generell geht es darum, mögliche Risiken auf ein Minimum zu reduzieren, sodass bei einem Feuer der Betrieb dennoch aufrechterhalten werden. Das zeigt sich zwar nicht nach außen, aber im Inneren hat dieses Lager technische Rafinesse.

Ein weiterer Aspekt ist es, Lager als Teil des Produktionsprozesses zu denken – das Stichwort lautet vertikale Fabrik. Ein gelungenes Projekt zur Verdichuntg und Vertikalisierung von Flächen für produzierendes Gewerbe in einem urbanem Umfeld ist „Industria“. Der Industriebau im Osten Londons verfügt über 45 Miteinheiten für die Leichtindustrie. Diese stapeln sich – ähnlich wie in einem Haus mit Wohnungen – in zwei Gebäuderieglen aus drei und vier Stockwerken platzsparend übereinander und bieten Arbeitsplätze für bis zu 300 Menschen.

Kompakte Lagerung, optimale Raumnutzung

Mit 27 Metern wahrscheinlich ähnlich hoch ist das von Vollack konzipierte, geplante und realisierte Stammwerk für das Unternehmen Franz Binder, marktführender Anbieter für Rundsteckverbindungen, in Neckarsulm. Das Firmengebäude mit Glasfassade und vorgelagerten, perforierten Stahlsegeln konzentriert drei Werke an einem Standort. Auf insgesamt fünf Stockwerken finden innovative Fertigungs- und Logistikbereiche, moderne Bürowelten mit ergonomischen Arbeitsplätzen, elegante Sozialräume und eine Kantine mit Dachterrasse Platz. Das Herzstück ist ein dreigassiges Hochregal-Shuttle-Lager mit rund 45.000 Stellplätzen für Kleinladungsträger. Bei der Planung des Neubaus spielten eine zukunftsweisende Technik und Umweltbewusstsein eine zentrale Rolle. So wurden eine intelligente Raum- und Prozesskühlung konzipiert und nachhaltige Materialien eingesetzt. Die neue Arbeitswelt verkürzt Wege und schafft damit die Basis für schnelle Entscheidungen und effiziente Prozesse. Beste Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.

Lager als Herzstück: Das Stammwerk des Unternehmens Franz Binder ist als vertikale Fabrik konzipiert.

Vertikale Fabrik: Herzstück des fünfstöckigen Stammwerks von Franz Binder in Neckarsulm ist ein Hochregal-Schuttle-Lager.

Wie alle Gebäude müssen auch Lager optimal an den individuellen Bedürfnissen des Kunden, seinem Geschäftsmodell und den Prozessen im Unternehmen ausgerichtet werden. Denn: Auch wenn Lager in erster Linie als Aufbewahrungsorte dienen, sind sie Arbeitswelten und sollen ebenso wie Produktion und Verwaltung Wirkungsstätten und Erfolgsbeschleuniger des Kundengeschäfts sein. Damit dies gelingt, verbinden wir unsere Kompetenz aus Generalplanung und Bauausführung: Design + Build. Zu Beginn steht bei Vollack die Phase NULL®, die wir gemeinsam mit unseren Kunden durchführen. Mit der Phase NULL® haben wir ein Beratungs- und Planungsinstrument entwickelt, mit dem Projekte von Anfang an kundenindividuell, qualitativ hochwertig, termin- und kostensicher sind.

Lager klimafreundlich konzipieren

Auch im Hinblick auf den Klimaschutz lohnt es, sich frühzeitig über den Bedarf Gedanken zu machen, denn der nachhaltigste Quadratmeter ist der, der garnicht erst gebaut wird. Nachhaltig konzipierte Lager reduzieren den Verbauch von Energie und Rohstoffen und verringern damit die Umweltbelastung. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach ist heute nicht mehr überraschend. Für Nutzer und Außenwelt ein Mehrwert wäre eine Lagerhalle mit begrünten Fassadenflächen, die als Vertical Garden oder Vertical Farm genutzt werden. Ein einzigartikes Projekt zur Begrünung von Dach- und Fassadenflächen entsteht in Hamburg. Alle Etagen des ehemaligen Flakbunkers werden begrünt, auf knapp 60 Metern Höhe entsteht ein öffentlicher Park. Wir freuen uns auf einen Bauherrn, der sein neues Lager gemeinsam mit Vollack als vertikale Grünfläche planen möchte. Die Kompetenz haben wir im Haus. Eine von vielen Referenzen für eine extensive Fassadenbegrünung ist der Neubau für den Kunden Alex Cosmetic, den wir derzeit in Essen realisieren. Verglichen mit der schillernden Spiegelfassade des Depots in Rotterdam ist eine begrünte Fassade vielleicht ruhiger. Dafür verbessert sie das Mikroklima, bietet einen wertvollen Lebensraum für Tiere, dient im Sommer als natürliche Klimaanlage und mit immergrünen Pflanzen im Winter als Wärmedämmung. Aus Nachhaltigkeitssicht ist das Thema „Lager“ also erst am Anfang.

Fazit: Maßgenschneiderte Lager für einen nachhaltigen Rundumschutz

Ein Lager ist wie das andere Lager. Nein. Lager können heute viel mehr sein als ein kosteneffizienter und sicherer Aufbewahrungsort. Auch sie sind idealerweise maßgeschneidert und damit optimal auf die Arbeitsabläufe eines Unternehmens ausgerichtet, verbessern die Klimabilanz und repräsentieren die Identität eines Unternehmens. Auch wenn sie nicht wie Kunstspeicher das Lagern als Erlebnis inszenieren, können sie doch eine Arbeitswelt beheimaten, in der sich Menschen gerne aufhalten. Wir bei Vollack unterstützen Kunden mit unserer langjährigen Expertise in der Generalplanung und Bauausführung also nicht nur gerne durch wirkungsvolle Bürogebäude oder anspruchsvolle Labore, sondern auch durch Lager, die vielleicht einmal ganz neu gedacht werden.

Ansprechpartner:

Carsten Kipper

Partner + Geschäftsführer Vollack Karlsruhe
Fon +49 721 4768262
ckipper@vollack.de

 

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